Nach unserem heutigen Wissenstand stehen Vogelschutz und Windkraftanlagen in Niederhausen nicht im Widerspruch. Die nähere Betrachtung zu diesem Thema umfasst:
- Planung
- Kraniche
Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Beeinträchtigungen von Vogelbeständen durch Windenergieanlagen[2]:
Der Nabu nennt für Deutschland aktuell mehr als 50 windkraftempfindliche Vogelarten und Artengruppen, bei denen Auswirkungen wie Störungen zur Brutzeit, Störungen außerhalb der Brutzeit sowie Kollisionsrisiko differenziert genannt werden[2]. Dies bedeutet:
Voraussetzung für Windenergieanlagen in Niedernhausen sind die Entscheidungen zu den Vorrangflächen (Regionalplanung) sowie das Genehmigungsverfahren, u.a. mit der artenschutzrechtlichen Prüfung. Dazu muss der Planer der Anlage ein Avifauna Gutachten vorlegen, in dem für die konkreten Standorte alle artenschutzrechlichen Vorgaben über ein Jahr untersucht werden.
Zur Unterstützung der Regionalplanung wurde - ergänzend zur Landesentwicklungsplanung - ein grundlegendes Avifauna Gutachten (August 2012) zur Abgrenzung relevanter Räume für windkraftempfindliche Vogelarten in Hessen bereitgestellt. Es wurden für die 28 in Hessen vorkommenden, windkraftempfindlichen Vogelarten Kollisionsrisiko, Meideeffekte und Barrierewirkung bewertet und weitere Informationen zum Grad der Empfindlichkeit, Lebensraum, inwieweit die Vorkommen in Hessen erfasst sind und wo mit diesen Arten zu rechnen ist sowie mögliche Schutzmaßnahmen betrachtet[4].
Aus Sicht Niedernhausens erscheint aus diesem Gutachten der Rote Milan für Niedernhausen relevant. Als Zugvögel sind bei uns Kranich und Wildgans bekannt. Es erscheint empfehlenswert, gemeinsam mit der NABU Gruppe Niedernhausen dieses Themen auch auf Basis der bisherigen Arbeiten des NABU mit der lokalen Situation in Niedernhausen weiter im Detail abzugleichen um möglichst frühzeitig und vollständig die potenziellen Bedrohungen für die bei uns vorkommenden Vogelarten zu erkennen.
Generell erscheint ein Kollisionsrisiko für die meisten bei uns vorkommenden Vogelarten gering, da die Anforderung der Naturschutzverbände zu einem Abstand zwischen dem Kronendach des Waldes und der unteren Rotorkante der Windräder eingehalten werden kann[1].
Wurde die Kollisionsgefahr von Vögeln an Windenergieanlagen (WEA) in den 80er Jahren noch als sehr hoch eingeschätzt, kann man inzwischen die Wahrscheinlichkeit einer Kollision eines Vogels mit WEA überwiegend als sehr gering ansehen. Brutvögel bleiben eher unterhalb des Rotorbereiches und in der Regel weichen die Vögel derartigen Hindernissen aus[1].
Probleme können aber entstehen bei Vogelarten, die sich über längere Zeiträume im Höhenbereich der Rotoren aufhalten, wie beispielsweise manche Greifvögel (z.B. Rotmilan) oder bei solchen, die immer wiederkehrend beim Wechsel von Nahrungsraum und Horst die Rotorenbereiche durchfliegen. Die Häufigkeit von Kollisionen ist Art abhängig[1].
Seit dem Jahr 2000 gibt es eine bundesweit zentralen Fundkartei „Vogelverluste an Windenergieanlagen in Deutschland“. Aus der artbezogenen Auflistung wird deutlich, dass Großvögel, insbesondere die Arten Rotmilan, Mäusebussard und Seeadler besonders häufig aufgefunden werden. Andere Großvogelarten, wie Graureiher, Schwarzstorch, Singschwan, Gänse, Fischadler, Habicht, Sperber, Raufuß- und Wespenbussard, Wiesen-, Rohr- und Kornweihen, Wander- und Baumfalke, Merlin, Kranich, Kiebitz, Eulenvögel sowie Spechte sind dagegen nicht oder nur sehr vereinzelt gefunden worden[1].
Der Rotmilan baut seinen Horst oft am Waldrand mit Altholzbestand in über 20m Höhe. Sein Lebensraum ist im Offenland mit kurzer, lückiger Vegetation (z.B. Agrarland, Grünland, Brachen). Rotmilane jagen aus dem Suchflug heraus über offenem Gelände. Dazu legen sie weite Strecken meistens im Gleit- und Segelflug zurück. Die Beute in Form von Kleinsäugern (Mäuse, Hamster, Maulwürfe, Junghasen) oder kleinen bis mittelgroßen Vögeln, wird meist im Vorbeiflug blitzschnell ergriffen. Zum Balzen oder Revierverteidigen vollführen Rotmilane spektakuläre Schleifensturzflüge[1][5].
Vom Weltbestand (max. 25.000 Paare) lebt mehr als die Hälfte in Deutschland, davon 2/3 in Ostdeutschland. In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands war der Rotmilan 2002-2006 in der Vorwarnliste verzeichnet. Mit der Aktualisierung der Roten Liste in 2007 wurde die Art als ungefährdet eingestuft[1].
Der Rotmilan ist besonders durch Intensivlandwirtschaft gefährdet (Anwendung von Pestiziden - Rückgang an Nagetieren, aber auch direkte Vergiftungen). Es hat sich außerdem gezeigt, dass er sehr viel häufiger als andere (Greif-)vögel an Windkraftanlagen verunglückt. Auch an Straßen, Bahnlinien und Stromtrassen zählen Rotmilane zu regelmäßigen Opfern[5].
Rotmilan und Windenergieanlagen: Der Rotmilan zeigt in der Regel kein Meideverhalten gegenüber den WEA. Er ist in Relation zu seiner Bestandsgröße bisher besonders häufig an Windparks in weiträumigen Agrarlandschaften des östlichen Binnenlandes verunglückt. Es wird vermutet, dass Randstrukturen und eine verbesserte Nahrungssituation am Fuße der WEA (Ruderalfluren und Schotterflächen) eine hohe Attraktivität auf die Tiere ausüben. Die Mehrzahl der Funde fiel auf die Monate August, April, Mai sowie August und September[1].
Die von Rotmilanen genutzten Höhenbereiche über Grund sind von zentraler Bedeutung zur Einschätzung der Kollisionswahrscheinlichkeit. Sie ist umso geringer, je seltener sich Rotmilane, insbesondere während der Brutzeit, in der Höhenlage des Wirkbereichs von Windenergieanlagen, also dem Rotorbereich, aufhalten. Nach dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand ist festzustellen, dass sich Rotmilane[1]
Regelungen: fachlich notwendiger Abstand zum Horst ist einzuhalten[4].
Weitere, mögliche Maßnahmen: WKA-Standorte in zusammenhängenden Waldgebieten reduzieren offensichtlich die Gefährdung des Rotmilans durch Vogelschlag ganz erheblich.
Dauerhafte Holzlagerstätten unterhalb der WEA sind zu untersagen, damit der Rotmilan keine attraktive Jagdgründe vorfindet. Dagegen sollten Ruderalflächen mit extrem niedrigem Gehölz (z.B. Heidearten, Wald-Blaubeere, Ginster) statt Grasarten im Bereich der WEA hergestellt werden.
In Absprache mit Ornithologen sind darüber hinaus weitere Maßnahmen zur Reduzierung des Kollisionsrisikos denkbar[4]:
Kraniche kommen in Hessen derzeit nur als Rastvogel vor[3][6]. Die Kraniche, die aus Mitteleuropa stammen, überwintern zumeist in Spanien, Frankreich, Portugal und im Norden Afrikas. Sie ziehen in einem Schmalfrontenzug, d.h. die Zugrouten sind auf einen in Deutschland etwa 250 bis 350 km breiten Korridor begrenzt. Dabei ist der Frühjahrszug gegenüber dem Herbstzug i.d.R. um 40 bis 60 km nordwärts verschoben. Während des Zuges werden Flughöhen zwischen 50-2.000 m erreicht, wobei Kraniche im Frühjahr meist niedriger fliegen als beim Herbstzug[1][7].
Kraniche zeigen trotz ihrer bekannten Sensibilität gegenüber Menschen eine nur schwache Empfindlichkeit gegenüber den Auswirkungen von Windenergieanlagen. Deutschlandweit wurden bisher 3 Kraniche als Schlagopfer von WEA nachgewiesen (deutschlandweite Fundkartei von 2000 bis 2011)[1].
Bei gutem Wetter fliegen Kraniche meist in solchen Höhen, dass WEA keinen störenden Einfluss auf ihr Zugverhalten haben. Beobachtungen zum Verhalten bei Windparks zeigen ein meist unbeeinflusstes Vorbeiziehen in unterschiedlicher Entfernung an den Windparks. Traten doch Irritationen auf, so wurde die Formation aufgelöst und durch ungeordnetes Kreisen (Dauer, bis zu 20 Minuten) dem Windpark ausgewichen, um anschließend den Zug weiterzuführen. Traf eine bereits gestörte Gruppe wiederholt auf einen Windpark, hatte das keine wiederholte Störung zur Folge[1].
Generell liegen die durch-schnittlichen Flughöhen von Zugvögeln bei 300 bis 1.000 Metern. Große Vögel wie die Wildgänse fliegen in der Regel höher als kleine[8].
In unserer Region sehen wir Wildgänse nur als Zugvögel. An Arten sind die Graugans, die auch im Nordrhein Westfalen heimisch ist, sowie Saat- und Blässgans, Kurzschnabelgans, Weißwangen- oder Nonnengans, Ringelgans und Kanadagans zu nennen. In Bezug auf die Emfindlichkeit gegenüber Windenergieanlagen werden Wildgänse ganz ähnlich wie die Kraniche eingeschätzt[1][2][4].
Auch in Niederhausen ist davon auszugehen, dass der Zug der Wildgänse oberhalb der potenziellen Windernegieanlagen stattfindet. Zusätzlich ist bekannt, dass auch die Wildgänse Winderergienalgen erkennen und sie umfliegen (Untersuchung zu Flugbewegungen ziehender Vögel am Beispiel eines mehrjährigen Radarmonitorings[1]).
Fotos v-o-n-u.:
Quellen: