Etwa 3.100 vorzeitige Todesfälle gehen jährlich auf das Konto deutscher Kohlekraftwerke. Dies zeigt eine Studie der Universität Stuttgart im Auftrag von Greenpeace[1].
Die nähere Betrachtung auf dieser Seite umfasst:
Keine Form der Stromerzeugung belastet unser Klima mehr als die Verbrennung von Kohle. Von den derzeit existierenden 250 Großkraftwerken in Deutschland werden die meisten mit Kohle befeuert:
Kohlekraftwerke gehören zu den schlimmsten Quellen von giftigen Luftschadstoffen. Schwefeldioxid, Stickoxide, Ruß und Staubemissionen aus Kohle sind die größten industriellen Ursachen von Feinstäuben, die tief in die Lungen eindringen und vom Blutkreislauf aufgenommen werden. Dies kann Herzinfarkt, Lungenkrebs, Asthma und andere Kompliaktionen verursachen. Kohlekraftwerke stoßen zudem giftige Metalle wie Quecksilber, Blei, Arsen und Cadmium aus. Dadurch erhöhen sie das Krebsrisiko und führen zu Entwicklungsstörungen bei Kindern[1]. Die Abbildung zeigt den Zusammenhang von Feinstaub, Ozon und toxische Metalle im menschlichen Körper mehr im Detail. Die vom Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart erstellte Studie untersucht die gesundheitlichen Auswirkungen der 67 größten Braun- und Steinkohlekraftwerke, die 2010 in Betrieb waren. Die Studie berechnet durch eine Modellierung der Schadstoffverbreitung in der Atmosphäre. Stand 2010 führten demnach die Emissionen deutscher Kohlekraftwerke jedes Jahr[1]:
Derzeit sind ungefähr 140 Stein- und Braunkohlekraftwerke in Deutschland in Betrieb und erzeugen 45% des gesamten Strombedarfs. Auf der Seite Wirtschaftlichkeit Energieträger wird die Kohleverstromung als die am höchsten subentionierte Energieform Deutschlands erkennbar (siehe auch FÖS-Studie[7]). Aufgrund der Gesundheitsrisiken und für den Klimaschutz ist es mehr als naheliegend, dass Deutschland aus der Kohleverbrennung aussteigt und auf Erneuerbare Energien, ergänzt durch flexible Gaskraftwerke, umstellt.
Stattdessen ist die Verfeuerung von Kohle in Deutschland von 2009 bis 2012 Jahr um Jahr gestiegen. Zudem sind in Deutschland 17 neue Kohlekraftwerke in Bau oder Planung, mit verheerenden Folgen für Gesundheit und Klima[1][3].
Prof. Claudia Kemfert (renommierte Wissenschaftlerin / sie war 2012 für NRW seitens der CDU als Energieministerin nominiert) enttarnt in ihrem Buch "Kampf um Strom (S. 33-38)" die Strategie der großen Energiekonzerne[4]:
Konsequenzen dieses Handelns:
In Deutschland nahm zwischen 2010 und 2012 die Stromerzeugung aus Stein- und Braunkohle um 5% zu. Laut Studie von Greenpeace und Uni Stuttgart führte dies zu einer Zunahme von ungefähr[1]:
Wenn alle 15 in Bau oder Planung befindlichen Kohle-Neubauprojekte (inklusive der 2012 ans Netz gegangenen Blöcke in Neurath und Boxberg) tatsächlich in Betrieb genommen werden, wäre die Folge eine weitere Zunahme um ungefähr[1]:
Die Feinstaubkonzentration ist nicht unmittelbar an den Kohlekraftwerken am höchsten. Hohe Schornsteine führen dazu, dass Schadstoffe erst nach einem Kilometer überhaupt den Boden erreichen. Die sekundären Schadstoffe sind die schädlichsten. Diese bilden sich erst in der Luft und es dauert einige Zeit, bis die chemische Umwandlung stattgefunden hat. Während dieser Zeit sind sie dann ggf. schon hundert bis zweihundert Kilometer weit weg geweht. Schadstoffe machen nicht vor Landesgrenzen halt[1]. An der Karte ist zu erkennen:
Zur Orientierung haben wir Niedernhausen auf der Karte von Greenpeace eingezeichnet.
EU: eine Studie von HEAL, ein europaweiter Verbund von etwa 70 Umwelt- und Gesundheits-NGOs aus 26 Ländern, hat die Auswirkungen von Kohlekraftwerken in der EU untersucht. Emissionen von Kohlekraftwerke in der gesamten EU verursachen jedes Jahr[5]:
Diese Belastungen sind in der Karte von Greenpeace und Uni Stuttgart nicht enthalten, d.h. für Deutschland kommt eine weitere deutliche Belastung durch Luftschadstoffe aus unseren Nachbarländern hinzu.
Als Anregung, um über die Frage nachzudenken, inwieweit Niedernhausen konkret betroffen sein könnte, sollen hier beispielhaft einige Informationen zu einem Kraftwerk betrachtet werden:
Laut Studie von Greenpeace und Uni Stuttgart ist das Braunkohlekraftwerk Niederaußem das zweit-dreckigste Kraftwerk Deutschlands. Es liegt Luftlinie ca. 150km von Niedernhausen entfernt. Diese Entfernung gibt dem chemischen Umwandlungsprozess in der Luft die Zeit, um die gefährlichsten Schadstoffe zu bilden[1].
Laut Tabelle von Greenpeace ist alleine dieses Kraftwerk Verursacher von jährlich in etwa[1]:
Fazit: auch Niedernhausen ist betroffen.
Zwar "verteilen" sich je nach Wetter- und Windverhältnissen die Schadstoffe. Wie das Bild "Todesfälle durch Kohlekraftwerke" zeigt gibt es in Niedernhausen ebenfalls ein hohe Belastung. Wie das Bild "Auswirkungen der Emissionen von Kohlekraftwerken auf den menschlichen Körper" zeigt, haben u.a. Schwefeldioxid, Stickoxide, Staub und Ruß, die aus dem Ruhrgebiet zu uns ziehen, ausreichend Zeit die mikroskopische Partikel zu bilden, die die schwerwiegendsten gesundheitlichen Folgen haben.
Foto: © Rolf van Melis / pixelio.de
Grafiken: Greenpeace 2013
Luftbild Niederaußem: erstellt mit Goggle earth / Image © 2012 GeoBasis DE/BKG
Quellen: