Atomkraft ist
Mit großer Zustimmung der Bevölkerung wurde 2011 der Atomausstieg in Deutschland beschlossen, 93% Prozent der Bevölkerung halten den Wechsel zu Erneuerbaren Energien für wichtig[1]. Die Energiewende stärkt Deutschlands Vorbildfunktion und Einfluss, um auch das Risiko aus der Atomkraftnutzung weltweit zu reduzieren. Weltweit erzeugt Kernenergie heute nur 5,5% der Primärenergie. Ein Rückgang auf 2-3% bis 2050 erscheint schon aus folgenden 3 Gründen plausibel[11]:
"100 gute Gründe gegen Atomkraft" wurde von den ElektrizitätsWerke Schönau mit Umweltschutzverbänden und Nicht-Regierungsorganisationen erstellt und bietet einen breiten Überblick zum Thema[2]. Die Entwicklung der ElektrizitätsWerke Schönau[3][10], von einer Bürgerinitative gegen Atomkraft zum Ökostromanbieter mit mehr als 135.000 Kunden in ganz Deutschland, ist ein erfolgreiches Beispiel für die Energiewende. Im Rahmen einer der vielen Auszeichnungen[4], der Verleihung des "Goldman Environmental Prize" im April 2011, wurde auch Ursula Sladek, Geschäftsführerin EWS Schönau, von Präsident Barack Obama im Oval Office des Weißen Hauses empfangen. Dabei übergab sie ihm die "100 guten Gründe gegen Atomkraft".
Im Folgenden konzentrieren wir uns ergänzend auf folgende 3 Themen:
Drei Jahre hat die Deutsche Strahlenschutzkommission nach der Fukushima Katastrophe gebraucht um ihre neue Empfehlung für den Notfallschutz in der Umgebung von Kernkraftwerken vorzulegen. Die Eingreifrichtwerte für Evakuierungen sind viel zu hoch.
Zum Vergleich:
Die Folgen eines Super-GAUs in Deutschland wären immens:
Zitat: "Die vermuteten Schadenskosten lassen sich daher zwar in ihrer Bandbreite darstellen, bilden aber nach derzeitigem Wissensstand keine ausreichende Grundlage, um damit Entscheidungen zu begründen. Entscheidungen über den Umgang mit solchen Katastrophenrisiken müssen letztlich in einem gesellschaftlichen und politischen Diskurs gefällt werden."
Das Restrisiko von Kernkraftwerken wurde in der Vergangenheit um Faktor 200 unterschätzt[5].
IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung / Friedensnobelpreisträger) setzen sich seit Jahrzehnten gegen Atomkrieg und Atomkraft und für die Opfer der Nuklearkatastrophen ein. Die drastischen Folgen aufgrund der Strahlung aus den Atomkatastrohen von Tschernobyl und Fukushima wurde und wird von IPPNW erforscht, nachvollzogen und veröffentlicht:
27 Jahre nach Tschernobyl[6][7]:
2 Jahre nach Fukushima[8]:
Radioaktive Strahlung entsteht beim Zerfall von Atomkernen und ist spezifisch für den jeweilige Stoff (Radionuklid). Das Abklingen der Strahlung kann je Stoff im Bereich von Sekundenbruchteilen bis hin zu Trillionen Jahren liegen. Für Menschen ist die Strahlung ab einer bestimmten Dosis gefährlich und nicht wahrnehmbar.
Belastungen in Deutschland aus der Tschernobyl Katastrophe sind nach wie vor vorhanden. Information, z.B. zu Wild, Pilzen, usw. findet man auf der IPPNW Seite "Tschernobyl Folgen"[7] und beim Umweltinstitut München[9].
Atomenergie erhielt bislang mehr Fördermittel aus Steuergeldern als alle anderen Energieträger (siehe nebenstehende Grafik).
Die Haftung der Energiekonzerne für einen Atomunfall ist begrenzt, für einen Super-GAU gibt es keine Versicherung. Zur Orientierung: für die Fukushima Katastrophe wurden die direkten Kosten auf 120 Milliarden Dollar geschätzt.
Die Deutschen Bürger tragen Risiken, Lasten und Kosten für
Beispiel: Europa und auch der deutsche Steuerzahler wird für Tschernobyl-Sarkophag zur Kasse gebeten: Tagesschau.de (19.04.2011): Internationale Geberkonferenz in Kiew / mehr als eine halbe Milliarde Euro für Tschernobyl
Wer glaubt, dass damit die Bedrohung, Risiken und finanziellen Beteiligungen zur Bewältigung der Tschernobyl Folgen für Deutschland erledigt sind, irrt.
Aus den Augen aus dem Sinn, nicht vor meiner Haustür, spätere Generationen werden doch wohl Fortschritte in der Forschung erzielen und dann das Problem lösen, ...
Radioaktivität verschwindet nicht einfach. Kurzfristiges Aussitzen und der Verantwortung ausweichen vergrößert das Problem. Atomruinen sind zu sichern und Atommüll ist für hunderttausende von Jahren sicher zu verwahren.
Am Beispiel der Tschernobyl Katastrophe sieht man die Folgen der Atomkraft, das zaudernde und Überforderung signalisierende Handeln der Zuständigen sowie Verzögerungen aufgrund "Geldmangel". Was geschehen wird, wenn der jetzige Sarkophag, der nur als Zwischenlösung bis 2001 gedacht war, einstürzt bevor das neue Bauwerk fertiggestellt ist, mag man sich nicht vorstellen müssen. Auch der neue Sarkophag wird nur 50 bis 100 Jahre eine einigermaßen sichere Hülle bieten können. Klar ist bereits heute: unsere Enkel bzw. Urenkel haben das Tschernobyl-Problem erneut auf dem Tisch.
Wer meint, das wohlhabende Hochtechnologieland Japan bekäme die Fukushima Katastrophe besser in den Griff, sollte sich anschauen wie Japan mit den Entsorgungsproblemen umgeht (Stichtwort: verstrahltes Wasser).
Dabei geht es noch nicht einmal um eine mittelfristige Sicherung der Atomruinen sondern "nur" um das dringende Problem, der Unmengen an verseuchtem Wasser, das kontinuierlich zunimmt. Sie haben in Fukushima den Wasserkreislauf nicht im Griff, Grundwasser "dringt ein", die Tanks die das verstrahlte Wasser bisher aufnehmen sind zu 80% voll. Jetzt fragen sie die Fischer von Fukushima, ob sie denn nicht das Wasser ins Meer entsorgen können ...
Sieht es denn bei uns besser aus?
Wir haben nach wie vor kein Endlager für Atommüll !
Endlager: Am 9. April 2013 teilte die Politik einen Konsens zur Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll mit. Bis Ende 2015 hat eine Kommission über Kriterien beraten. Die Politik möchte die Atomkonzerne an den Kosten von 2 Milliarden € für diese Endlagersuche beteiligen - diese lehnen dies ab. Die eigentliche Entscheidung, wo das Lager hinkommt, soll dann bis 2031 fallen. Zwischenzeitlich werden 26 Castor Behälter mit Atommüll aus Frankreich und Großbritannien zurückkommen. Schockierend ist, dass die Bundesländer bzw. Politiker, die sich in der Vergangenheit für Atomkraftnutzung eingesetzt haben, sich nun gegen die Aufnahme dieses Atommülls in ihrem Bundesland wehren.
Asse: Wohin diese Denkweise und dieses Verhalten bereits geführt hat, ist am Beispiel des Atommülllagers Asse abzulesen. Das angeblich Jahrtausende lang sichere ehemalige Salzbergwerk "säuft nach nur 20 Jahren schon ab". Um eine großräumige Verseuchung des Grundwassers zu vermeiden, muss der Müll wieder geborgen werden. Man spricht von Kosten in Höhe von 4 Milliarden Euro - zu Lasten der Steuerzahler.
Atommüll vor Europas Küsten: mehr als 100.000 Tonnen radioaktiver Abfälle aus Deutschland und anderen Ländern Europas, die in Atommüllfässern auf dem Meeresgrund vor Europa liegen, ist vergessen und verdrängt. Nun sind Fässer bereits verrostet und undicht. Radioaktive Stoffe treten aus und finden sich in der Nahrungskette wieder. Andere Fässer sind noch unversehrt und müssten dringend geborgen werden bevor auch dieser Atommüll in die Biospähre entweicht. Seit 1995 ist es weltweit verboten, Atommüll von Schiffen aus ins Meer zu kippen. Es ist aber immer noch erlaubt, radioaktives Abwasser von Land aus ins Meer einzuleiten. Und dies geschieht bis heute in den Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield. Dort wird weiterhin jeden Tag flüssiger Atommüll in die Irische See und in den Ärmelkanal gepumpt.
Folgende Dokumentation von Arte, gesendet am 25.4.2013, gibt zu diesem verdrängten Problem Informationen.
Bild 1: © Michael Grabscheit / pixelio.de
Bild 2: "Barack Obama und Ursula Sladek": © ElektrizitätsWerke Schönau Vertriebs GmbH
Bild 3: pixaby.com, Creative Commons CC0
Bild 4: "Restrisiko": © Gerd Altmann / pixelio.de
Bild 5: FÖS: kumulierte staatliche Förderungen im Bereich Stromerzeugung
Quellen: