Am 2.11.2012 wurde im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus das Thema "Windkraft in Engenhahn" diskutiert (siehe auch NA vom 09.11.2012).
In seinem Grußwort sprach sich Ortsvorsteher Peter Woitsch für Windkraft aus. Er wünschte sich eine offene, sachliche und konstruktive Diskussion. Die Energiewende und insbesondere Windkraft bringt großen Nutzen für Umwelt, Natur und Mensch. Die Verlagerung an die Küste und Offshore Anlagen kann aufgrund der notwendigen Stromtrassen, Übertragungsverluste und des großen Landschaftsverbrauchs nicht die Lösung sein. Lokal aus rein wirtschaftlichen Überlegungen Windkraftanlagen zu bauen ist ebenso wenig akzeptabel. Es müssen der Schutz von Menschen und deren Gesundheit, der Schutz von Tieren und Pflanzen und nicht zuletzt der Landschaft zuvörderst betrachtet werden. Zudem ist zu klären wie die Energie eingespeist wird und welche Perspektive es zu Energiespeichern gibt. Windkraftnutzung in Einklang mit der lokalen Situation in Engenhahn zu gestalten ist das gemeinsame Ziel.
Ulrich Hahn gab einen Überblick zum Ablauf des Abends und stellte die Ziele von Pro Windkraft Niedernhausen vor.
Ulrich Hahn ging auf wichtige Fragestellungen ein, die es zu beantworten gilt
und erläuterte die grundsätzliche Positionen von Pro Windkraft Niedernhausen
Keine Windräder im Buchenwald auf der Hohen Kanzel
Windräder nur in Fichtenkulturen oder auf Windbruchflächen
Windräder im Hohen Wald, wenn die Gutachten dafür grünes Licht geben
1.000 Meter Mindestabstand zum Wohngebiet Wildpark
Lokale Energieerzeugung in Bürgerhand (Bürgerwindpark)
Nutzung aller erneuerbaren Energien, insbesondere der günstigen Windenergie
Den gesellschaftlichen Konsens zur Energiewende umsetzen
Für eine ergebnisoffene Diskussion des Für und Wider
Manfred Haneklaus, Sprecher der Nabu Gruppe Niedernhausen, hielt eine fundierte Rede für die Windkraftnutzung zum Schutz von Natur, Umwelt und Mensch. Er ging auf die konkrete Situation in Engenhahn aus Sicht des Naturschutzes ein. Vorbehaltlich der Ergebnisse des Natur- und Artenschutzgutachtens (Avifauna) ist Windkraftnutzung in Engenhahn in Einklang mit den Belangen des Naturschutzes machbar. Er bot an, dass der Nabu mit seiner lokalen Expertise in der Planungsphase im Rahmen des Avifaua Gutachtens mit einbezogen werden sollte. Windkraftnutzung in Niedernhausen ist möglich - wir können unserer Verantwortung für die nachfolgenden Generationen und der Natur gerecht werden.
Hermann Maxeiner, Vorstandssprecher BUND Hessen, betrachtete das Thema Windkraft aus der Perspektive eines Naturschutzverbandes und berichtet aus der Praxis am Beispiel des geplanten Windparks Hünfelden-Kirberg.
Nach einem Überblick zum Naturschutzverband BUND und speziell dem BUND in Hessen mit 22000 Mitgliedern, Förderern und Unterstützern ging Hermann Maxeiner auf die Grundsatzpositionen des BUND zu Energiefragen ein (weg von Atom, 100% Versorgung aus Erneuerbaren Energien, Grundpfeiler Energieeinsparung und Energieeffizienz). Windkraft ist derzeit die kostengünstigste erneuerbare Energiequelle, zeichnet sich durch die geringste Flächeninanspruchnahme aller alternativen Energieträger aus und wird einen entscheidenden Anteil bei der Umstellung des Energiesystems haben. Der BUND Hessen ist zu dem Schluss gekommen, dass aufgrund der Tatsache, dass Hessen zu den waldreichsten Ländern der BRD gehört, der Wald nicht tabu sein kann.
Danach ging Hermann Maxeiner auf die Auswirkungen des Windkraftausbau ein: Eingriff in die Natur und Landschaft, Thema Vögel und Fledermäuse sowie mögliche Auswirkungen auf Menschen. Zum Thema Rotmilan wurde erläutert, dass dieser Waldrandbrüter ist, nicht im Wald jagt und sich überwiegend in 30-50m Höhe bei seinen Beuteflügen bewegt. Neue, höhere WEA im Wald sind deshalb von Vorteil. Bei der Fledermaus besteht ein erhöhtes Kollisionsrisiko wenn wandernde Fledermäuse wie z.B. der "Große Abendsegler" Windparks passieren. Hierzu sind spezifische Untersuchungen vor Ort durchzuführen. Weitere Forderungen des BUND zum Umwelt- und Naturschutz wurden angesprochen.
Danach ging Herman Maxeiner auf Erfahrungen bei der breiten und offenen Diskussion um die Planung von Windkraftanlagen ein. Trotz der damit verbunden schwierigen Diskussionen und Prozesse gab er seiner Grundüberzeugung Ausdruck, dass eine zukunftsweisende Energiepolitik nur mit Offenheit und Transparenz und unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger gelingen kann.
Zum Abschluss zeigte Hermann Maxeiner einige Bilder um zu verdeutlichen, dass man die Wirkung von WKA immer nur im Zusammenhang mit der sie umgebenden Landschaft beurteilen kann und wie unterschiedlich Windräder und Hochspannungsleitungen in einer Landschaft wirken.
Michael Geiger, Sachbereichsleiter Liegenschaftsmanagement / Hessen-Forst, erläuterte das Thema Windkraft im Hessischen Wald aus Sicht des Forstbetriebs.
In seinem Vortrag ging Michael Geiger darauf ein, dass der Waldanteil in Hessen ca. 42% beträgt, was eine herausragende Stellung sowohl in Deutschland als auch in Europa ist. Die Struktur des Waldes und auch die Struktur des Forstbetriebs in Hessen wurden vorgestellt.
Einige Eckdaten sowie der Platzbedarf von Windkraftanlagen wurden diskutiert. Stand Mai 2012 sind im Hessischen Wald 15 Windkraftanlagen in Betrieb und 6 in Bau. Um den Zielen der Energiepolitik gerecht zu werden, wird der Ausbau im Hessischen Wald allerdings forciert voranschreiten. Zur Umsetzung werden die Rahmenbedingungen durch den Landesentwicklungsplan, die Regionalplanung, Baurecht und Bundes-Immissionsschutzgesetzt (BImSchG) vorgegeben.
Die Rolle und Aufgaben der Förster sowie die Position des Landesbetriebs Hessen-Forst wurden vorgestellt. Insbesondere auch die zukünftige Vergabe der Standorte im Wettbewerb. Darüber hinaus wurde die mögliche Wertschöpfung in der Region und in den Gemeinden sowie Bürgerbeteiligung angesprochen.
Michael Geiger rundete seinen Vortrag mit einer pro und contra Betrachtung zu Windkraft auf Waldstandorten ab. Als Fazit stellte er fest, dass die energiepolitischen Ziele nur mit Windkraft - insbesondere auch im Wald - zu erreichen sind. Er forderte, die Waldfunktionen bei der Planung angemessen zu berücksichtigen. Zusätzlich sind positive, wirtschaftliche Effekte für Bürger, Kommunen und Waldbesitzer möglich.
Ulrich Hahn und Matthias Wohnig vom Vorstand der Pro Windkraft Niedernhausen erläuterten, dass Pro Windkraft Niedernhausen weder Windkraftanlagen planen, noch bauen oder betreiben wird. Um einen Beitrag zu einer fundierten Diskussion zu leisten und berechtigte Anforderungen der Bürger frühzeitig einzubringen wurde - unter allem Vorbehalt - ein Szenario vorgestellt, wie ein potenzieller Windpark "Hoher Wald" aussehen könnte.
Es wurden potenzielle Standorte für Windkraftanlagen im Suchraum Engenhahn / Wildpark als Ergebnis der Wald- und Informationswanderung vom 26.8.2012 vorgestellt, die auf Basis der vom RP Darmstadt ausgewiesenen Suchräume (Stand 29.06.2012) beispielhaft betrachtet wurden. Auf dieser Basis konnten Eckdaten, Platzbedarf, platzsparende Aufbauvarianten, eine Prognose für Schattenwurf sowie eine Prognose für Schallentwicklung vorgestellt werden.
Foto Morgensonne im Nadelwald: © Rainer Sturm / pixelio.de